Umweltpolitik und Verteilungsfragen sind untrennbar verbunden. Deshalb müssen nachhaltige Strategien beide Aspekte berücksichtigen.
Wohlhabende verursachen meist eine höhere Umweltbelastung. Ärmere Menschen treffen die Folgen von Umweltzerstörung, schlechtere Luft oder verschmutztes Wasser, stärker.
Illustration: Gamma

Umweltpolitik und soziale Gerechtigkeit

05.09.2025

Zwischen Umweltpolitik und ökonomischer Ungleichheit besteht ein enger Zusammenhang. Dies hat ein internationales Forschungsteam in einer Studie erstmals nachgewiesen. Um langfristig Wohlfahrt zu sichern, sollte, laut den Autoren, die Politik beide Aspekte berücksichtigen.

Das Konzept der „sozialen Wohlfahrt“ umfasst soziale Programme, Dienstleistungen und Maßnahmen, mit denen das allgemeine Lebensniveau verbessert und das Wohl der Bevölkerung gefördert wird. Dazu gehören Bildung, Gesundheitsversorgung, soziale Sicherungssysteme, Freizeit und Umweltqualität.

An der Studie waren Forscherinnen und Forscher die Universität Hamburg, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie die London School of Economics beteiligt.

Die Prämisse der Autoren lautet: Umweltpolitik beeinflusst alle Aspekte von Wohlfahrt. Denn umweltpolitische Maßnahmen verändern über Preise und Einkommen auch die wirtschaftliche Lage der Menschen. Und diese wirken sich bei Arm und Reich unterschiedlich aus.

„Das Ausmaß der Ungleichheit prägt auch die Bereitschaft einer Gesellschaft, für Klimaschutz zu zahlen. Und die Klimakrise wiederum kann Ungleichheit vergrößern“, sagt Ulrike Kornek, Co-Autorin und Lehrstuhlinhaberin für Umwelt- und Ressourcenökonomik an der Uni Kiel.

Wechselwirkungen

Das Forschungsteam fasste nicht nur die konzeptionellen Mechanismen zusammen, die den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Umwelt begründen. Es wertete auch die relevanten empirischen Belege aus und zog dann Bilanz. Die Autoren nennen drei Arten von Wechselwirkungen zwischen Ungleichheit und Umwelt:

  1. Umweltkosten und -nutzen: Wohlhabende verursachen in der Regel eine höhere Umweltbelastung, profitieren jedoch stärker von Umweltressourcen. Dagegen spüren ärmere Gruppen die Folgen von Umweltzerstörung, wie schlechtere Luft oder höhere Klimarisiken, stärker.
  2. Kosten und Akzeptanz von Umweltpolitik: Die Einführung der CO₂-Bepreisung belastet ärmere Haushalte relativ zu ihrem Einkommen stärker. Werden ökonomische Ungleichheiten reduziert, erhöht sich die gesellschaftliche Akzeptanz für Umweltmaßnahmen.
  3. Umverteilungseffekte: Maßnahmen zur Umverteilung, wie finanzielle Ausgleichszahlungen aus CO₂-Abgaben, beeinflussen das Konsumverhalten und können sich positiv oder negativ auswirken. Das heißt, sie können umwelt- und sozialpolitische Ziele verbinden oder diese in Konflikt bringen.

Daher empfehlen die Beteiligten

  • Umweltmaßnahmen sozial gerecht zu gestalten, etwa durch Umverteilung oder gezielte Entlastungen schwächerer Gruppen. 
  • Umweltpolitik und Verteilungsfragen zusammen zu betrachten.
  • Die Wirkmechanismen verstärkt zu erforschen und neben ökonomischen Kennziffern auch solche zur Umweltqualität präziser und feinkörniger zu messen.

Die Forscher plädieren dafür, die Zusammenhänge zwischen Ungleichheit und Umwelt sowohl in der Wirtschaftsforschung als auch bei der Gestaltung politischer Maßnahmen zu berücksichtigen. Denn keines der beiden Themen lässt sich ohne das andere vollständig verstehen.

Wer Verteilungseffekte ignoriert, riskiert riskiert laut den Autoren Akzeptanzprobleme und verschärft die Ungleichheit. Anders formuliert: Nur eine Politik, die grüne Transformation und soziale Gerechtigkeit zusammenführt, kann langfristig wirken.

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