Industrie testet KI – strategischer Gesamtblick bleibt aus
18.12.2025
Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie zur Steigerung von Effizienz, Innovation und zur Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Eine aktuelle Studie der OTH Regensburg zeigt, dass deutsche Großunternehmen KI zwar vielfach in Pilotprojekten nutzen. Eine tief greifende, strategisch verankerte Transformation bleibt aber die Ausnahme.
Die Forscher um Prof. Dr. Markus Westner, Professor für Wirtschaftsinformatik an der OTH Regensburg, befragten CIOs und IT-Verantwortliche deutscher Industrieunternehmen: Die befragten Firmen testen KI-Lösungen, vor allem zur Textverarbeitung etwa in Form von Chatbots oder Copilot-Systemen, aber wenige haben systematische Strukturen geschaffen, um KI nachhaltig zu integrieren. 35 Prozent der Unternehmen befinden sich in einer frühen Experimentierphase, 38 Prozent haben mindestens ein Best-Practice-Projekt umgesetzt, und 21 Prozent berücksichtigen KI in sämtlichen Projekten. Doch kein Unternehmen hat KI genutzt, um neue Geschäftsmodelle zu etablieren oder die Technologie unternehmensweit einzusetzen.
„KI wird noch zu selten fehlende Akzeptanz, Datenqualität und Knowhow zählen zu den größten Hürden“, erläutert Markus Westner.
KI-Initiativen entstehen meist in einzelnen Fachbereichen. Verantwortlichkeiten bleiben diffus, Berichts- und Steuerungsstrukturen fehlen. Dies hemmt Priorisierung, Ressourcenzuteilung und die Skalierung erfolgreicher Projekte. Datenqualität und Datenzugänglichkeit erweisen sich als weitere Hemmnisse: Ohne valide, zentral verfügbare Daten lassen sich leistungsfähige KI-Modelle nicht entwickeln. Zudem bestehen kaum einheitliche Standards für Governance, Entwicklung und Einsatz von KI-Systemen.
Kleinen Unternehmen fehlen Ressourcen
Die Studie zeigt außerdem: Mitarbeiterakzeptanz und Qualifikation sind entscheidend für erfolgreiche KI-Integration. „Die mangelnde Expertise gehört zu den größten Hürden bei der unternehmensweiten KI-Integration“, hat Markus Westner festgestellt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen stehen vor Herausforderungen: Sie erkennen die Relevanz von KI, verfügen jedoch oft nicht über die nötigen Ressourcen und Umsetzungspläne.
Für den erfolgreichen Wandel identifizieren die Forscher mehrere Schlüsselfaktoren: Eine unternehmensweite KI-Strategie, klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen IT, Fachbereichen und Geschäftsführung sowie eine robuste Daten-Governance. Interdisziplinäre Teams, die Technik-, Fach- und Geschäftsziele vereinen, sowie kontinuierliche Weiterbildung und Freiräume für Experimente gelten als weitere Erfolgsfaktoren.
Die Zukunft der KI-Transformation hängt, laut dem Wirtschaftsinformatiker, weniger von der Technologie selbst ab, sondern von der Fähigkeit der Unternehmen, organisatorische Strukturen zu schaffen, die KI strategisch verankern und breit nutzbar machen. Der Druck, gute KI-Anwendungsfälle systematisch zu identifizieren und umzusetzen, wird nicht nur durch technologische Weiterentwicklungen, sondern auch durch wachsenden Wettbewerbsdruck weiter zunehmen.
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