Laut dem UN-Umweltprogramm UNEP wurden im Jahr2024 rund 500 Millionen Tonnen Plastik produziert. Diese Menge wird sich bis 2060 verdreifachen, wenn die Produktion nicht gedrosselt wird.
Im Plastikmüll erstickt... Diese KI-Illustration ist vom Künstler Benjamin Von Wong inspiriert. Der Kanadier hat während der Verhandlungen für ein globales UN-Plastikabkommen in einer Kunstaktion am Place des Nations (Genf) eine gigantische Skulptur aus Plastikmüll aufgebaut.
Illustration: Gamma

Plastikabkommen: Verhandlungen erneut gescheitert

15.08.2025

Zehn Tage lang haben mehr als 180 Staaten verhandelt, doch ihre Repräsentanten konnten sich nicht auf verbindliche Maßnahmen zur Reduzierung der Plastikproduktion einigen. Damit ist der fünfte Versuch des UN-Umweltprogramms UNEP, ein globales Plastikabkommen zu vereinbaren, gescheitert.

Laut UNEP wurden im Jahr2024 rund 500 Millionen Tonnen Plastik produziert. Ohne verbindliche Regeln, warnt UNEP, werde sich die Menge des Plastikmülls bis 2060 verdreifachen.

Die Gespräche für ein Plastikabkommen laufen seit 2022, im vergangenen Dezember waren die Verhandlungen im südkoreanischen Busan gescheitert.Anfang August 2025 gingen sie in Genf in die Verlängerung. Viele Delegierte reisten mit hohen Erwartungen an und wurden enttäuscht.

Das Scheitern der Verhandlungen wird durch unversöhnliche Lager verursacht. Mehr als 100 Länder – darunter EU-Staaten, Kenia, Panama und Australien – forderten verbindliche Obergrenzen für die Plastikproduktion und strenge Regeln für Recycling sowie ein Verbot schädlicher Chemikalien. Norwegen und Ruanda starteten eine „High Ambition Coalition“ für ein umfassendes Abkommen entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik.

Profit versus Umweltschutz

Auf der anderen Seite standen rohstoffreiche Länder wie die Golfstaaten, Russland, die USA, China, der Iran und Saudi-Arabien. Diese Gruppe sprach sich entschieden gegen Produktionslimits aus und wollte lediglich freiwillige Maßnahmen sowie nationale Aktionspläne und Abfallmanagement durchsetzen. Ihre Argumente waren ökonomische Interessen, Souveränität bei der Ressourcennutzung und der Schutz eigener Industrien.

Plastikmikro- und -nanopartikel sind mittlerweile überall zu finden – von den Berggipfeln bis zur Tiefsee. Laut einer Studie des Stockholm Resilience Centre beeinträchtigt Plastikverschmutzung den gesamten Planeten: Betroffen sind Klima, Biodiversität, Ökosysteme und Ozeane.

Die Autoren des Berichts „Plastics and human health“ weisen darauf hin, dass Menschen während ihres gesamten Lebens Mikroplastik und giftige Chemikalien (die Bestandteile von Kunststoffen) ausgesetzt sind –, die sie einatmen, verschlucken oder über direkten Hautkontakt aufnehmen. Laut WWF nimmt ein Mensch durchschnittlich etwa fünf Gramm Kunststoff pro Woche auf.

Die Auswirkungen von Kunststoffen auf die Gesundheit sind zwar noch ein relativ neues Forschungsgebiet, doch die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kunststoffe in jeder Lebensphase Krankheiten, Behinderungen und vorzeitigen Tod verursachen können.

Giftige Chemikalien

Wissenschaftlich nachgewiesen sind unter anderem die Entstehung von Krebs sowie Veränderungen der Hormonaktivität (bekannt als endokrine Störung). Letztere können zu Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsfähigkeit, des Wachstums und der kognitiven Fähigkeiten führen. Viele dieser giftigen chemischen Zusatzstoffe überdauern sehr lange in der Umwelt und reichern sich in exponierten Organismen an.

Es gibt jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Verhandlungen sind nicht endgültig beendet, sondern auf unbestimmte Zeit vertagt. Allerdings wurden weder Zeitpunkt und Ort festgelgt. Abgesehen davon, ist nicht klar, wie die Marathonsitzung weiter finanziert werden soll. Dabei gibt es Vorschläge für Kompromisse: beispielsweise die schrittweise Reduktion besonders schädlicher Plastikarten oder national abgestufte Maßnahmen mit internationalen Mindeststandards. Nach Expertenmeinung können jedoch nur globale und verbindliche Ziele die Plastikkrise wirksam eindämmen.

„Das Scheitern muss ein Weckruf sein: Plastikverschmutzung endet nicht an nationalen Grenzen. Wir brauchen gemeinsame, ambitionierte Lösungen“, mahnt Graham Forbes, Leiter der Global Plastics Campaign Lead von Greenpeace USA.

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