Rekordemissionen in 2023
05.12.2023
Laut dem aktuellen Jahresbericht des Global Carbon Project (GCP) werden die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Tonnen steigen und damit ein neues Rekordniveau erreichen, das 1,1 Prozent über den Werten von 2022 liegt. Zusammen mit den Abgasen aus der Landnutzung werden die globalen CO2-Emissionen im Jahr 2023 rund 41 Milliarden Tonnen betragen.
Setzt sich dieser Trend fort, sind die Pariser Klimaziele kaum noch zu erreichen. Das verbliebene Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze wäre dann in sieben Jahren aufgebraucht, so die Prognose.
Das GCP ist ein Zusammenschluss von 120 Wissenschaftlern aus verschiedenen Institutionen weltweit, die das jährliche Kohlenstoffbudget erarbeiten und in einem Bericht veröffentlichen.
„Obwohl viele Länder ihre fossilen CO2-Emissionen reduzieren oder ihr Wachstum entschleunigen, sind die Fortschritte zu langsam und nicht flächendeckend, um die globalen Emissionen in Richtung Netto-Null zu bringen“, kommentieren die Forscher.
Sechs Länder verursachen 67 Prozent der weltweiten Emissionen
Diese Länder sind China (31 Prozent), die USA (14 Prozent), Indien (acht Prozent), die EU (sieben Prozent), Russland (vier Prozent) und Japan (drei Prozent). Betrachtet man die Entwicklung historisch (1850-2022), haben die USA und die EU die höchsten kumulierten fossilen CO2-Emissionen verursacht, China folgt knapp dahinter.
Laut dem aktuellen GCP-Bericht „variieren die regionalen Trends dramatisch“:
- In Indien (8,2 Prozent) und China (4,0 Prozent) werden die Emissionen dieses Jahr voraussichtlich zunehmen, während sie in der EU (-7,4 Prozent), den USA (-3,0 Prozent) und der übrigen Welt (-0,4 %) sinken werden.
- Die globalen Emissionen aus Kohle (1,1 Prozent), Öl (1,5 Prozent) und Gas (0,5 Prozent) werden laut Prognose zunehmen.
- Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird im Jahr 2023 durchschnittlich 419,3 ppm (Teile pro Million betragen) und damit 51 Prozent über dem vorindustriellen Niveau liegen.
- Etwa die Hälfte des emittierten CO2 wird weiterhin von Senken an Land und in den Ozeanen absorbiert, der Rest verbleibt in der Atmosphäre, wo er den Klimawandel verursacht.
- Die globalen CO2-Emissionen aus Waldbränden werden in diesem Jahr über dem Durchschnitt liegen. Ausschlaggebend hierfür war die extreme Waldbrandsaison in Kanada, die sechs- bis achtmal höhere Emissionen verursachte als im Durchschnitt.
- Zudem sind die Emissionen aufgrund der fortwährenden Entwaldung immer noch zu hoch, als dass sie durch nachwachsende Wälder oder Wiederaufforstung ausgeglichen werden könnten.
- Das derzeitige Niveau der technologiebasierten Kohlendioxidbeseitigung (ohne naturbasierte Maßnahmen wie Aufforstung) liegt bei etwa 0,01 Millionen Tonnen CO2. Das ist mehr als eine Million Mal weniger ist als die derzeitigen fossilen CO2-Emissionen.
Zu langsame Dekarbonisierung
Die Autoren stellen fest, dass es keine Anzeichen für einen schnellen Rückgang der weltweiten Emissionen gibt, der zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich wäre. Trotz der Fortschritte in einigen Ländern ist die notwendige Beschleunigung der weltweiten Bemühungen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft weder bei den fossilen noch bei den globalen Landemissionen erkennbar.
Dies ist der aktuelle Ausblick: Wenn die CO2-Emissionen in diesem Ausmaß weiter steigen, könnte das verbleibende Kohlenstoffbudget für eine 50-prozentige Chance der globalen Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, in sieben Jahren (275 Gigatonnen CO2) aufgebraucht sein. Einigen sich die Staaten auf 1,7°C, dann wird es in 15 Jahren aufgebraucht sein (625 GtCO2). Die Forscher haben darauf hingewiesen, dass sie diese Werte anhand des Durchschnitts von zwei Schätzungen aktualisiert haben. Das verbleibende Kohlenstoffbudget sei mit Unsicherheiten behaftet, vor allem, wenn man so nah an der globalen Erwärmungsgrenze von 1,5°C stehe.
Es sieht so aus, als könne das 1,5°C-Ziel nicht mehr erreicht werden. Und um das 1,7°C-Ziel einzuhalten, müssten die Kohlendioxidemissionen massiv reduziert werden. Dafür müssten aber Verursacher, Entwicklungsländer und von Klimawandel getroffenen Regionen enger und vor allem intensiver kooperieren.
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