
Grafik: UNEP
Giftiges Plastik – internationales Abkommen notwendig
14.06.2023
Plastik ist bunt, preiswert und allgegenwärtig. Sein großes Manko: Es enthält schädliche Chemikalien. In seinem aktuellen Report listet das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) über 13.000 unterschiedliche chemische Substanzen auf. „Ein Viertel davon sind problematisch, und über weitere 50 Prozent wissen wir viel zu wenig“, berichten die Autoren.
Alle Kunststoffe bestehen aus Chemikalien, darunter Polymere und Zusatzstoffe, um die Produkte robust, weich, farbig oder feuerbeständig zu gestalten. In allen Phasen des Lebenszyklus’ werden die enthaltenen Substanzen freigesetzt: von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung, Verarbeitung und Verwendung; auch auf der Müllhalde, bis zur Entsorgung oder Wiederaufbereitung.
Die Autoren des technischen Berichts stuften zehn Gruppen von Chemikalien als besonders besorgniserregend ein, weil sie giftig sind oder freigesetzt werden. Sie finden sich in Spielzeug, Verpackungen, elektrischen und elektronischem Geräten, Fahrzeugen, Synthetiktextilien, Möbeln, Baumaterialien, medizinischen Geräten, Körperpflege-, Haushalts- und Plastikprodukten für Landwirtschaft, Aquakultur und Fischerei.
Einmalgebrauch
Die Substanzen reichern sich im menschlichen Körper an, blockieren, verändern oder ahmen Hormone nach, verringern die Fruchtbarkeit, schädigen das Nervensystem oder verursachen Krebs. Sie schädigen ebenfalls dauerhaft die Ökosysteme. Hier sind nicht nur die Landmassen betroffen, Mikroplastik findet sich in Flüssen, Seen und Meeren – laut UNEP besteht 85 Prozent des marinen Mülls aus Plastik. Das Risiko der Vergiftung, der Verhaltensstörung, des Verhungerns und des Erstickens ist für Fauna und Flora hoch. Korallen, Mangroven und Seegraswiesen werden von Plastikmüll erstickt, so dass sie weder Sauerstoff noch Licht erhalten und sterben.
Die Menschheit produziert über 430 Mio. Tonnen Plastik pro Jahr – mit steigender Tendenz. Dabei sind zwei Drittel der Produkte nur für den Einmalgebrauch konzipiert und tragen damit substanziell zu den anwachsenden Plastikmüllbergen bei. Wenn nicht bald etwas geschieht, wird sich laut UNEP-Prognose bis 2060 die Plastikproduktion verdreifachen.
Internationales Abkommen
Deshalb hat die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) im März 2022 eine Resolution angenommen, um ein international rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung zu entwickeln, dasden gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt.
Bis Ende 2024 will UNEA die Verhandlungen abschließen. Aber das allein reicht nicht aus: Es muss auch eine Plastikwende stattfinden. Gemeint ist damit, dass die verantwortliche Industrie die Produktion auf eine giftfreie und nachhaltige Kreislaufwirtschaft umstellen muss.
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